Eutiner Sportschützen verschmelzen mit dem Polizei-Sportverein Eutin
1 Ausgangslage
Anlass für Gespräche zwischen den Eutiner Sportschützen (nachfolgend: Sportschützen genannt) und dem Polizei-Sportverein Eutin (nachstehend PSV genannt) war, dass in der Mitgliederversammlung der Sportschützen in 2018 nicht mehr alle satzungsmäßigen Vorstandsämter besetzt werden konnten. Zudem war ein stetiger Mitgliederrückgang bei den Sportschützen zu verzeichnen (Mitgliederbestand am 31.12.2021: 48). Die wirtschaftliche Situation war noch als solide einzuschätzen. Die Sportschützen verfügen auf einem Pachtgrundstück Schießanlagen und ein Vereinsgebäude. Die Gebäudesubstanz weist entsprechend einer Inaugenscheinnahme keine wesentlichen Mängel auf.
Die Zukunft der Eutiner Sportschützen als eigenständiger Verein ist insbesondere wg. der geringen Bereitschaft der Mitglieder Vorstandsämter zu übernehmen gefährdet. Als Optionen verbleibt eine Auflösung des Vereins oder ein Zusammenschluss mit einem anderen Verein.
Zur Abwendung der Vereinsauflösung sind die Sportschützen auf den PSV zugekommen um einen Zusammenschluss auszuloten. Als Ergebnis dieser Gespräche haben beide Mitgliederversammlungen in 2021 beschlossen, die Vorstände mit der Vorbereitung einer Verschmelzung nach dem Umwandlungsgesetz in der Form vorzubereiten, dass die Sportschützen (übertragender Verein) auf den PSV (übernehmender Verein) verschmolzen werden.
Bei der Verschmelzung handelt es sich um einen Rechtsvorgang, bei dem die Übertragung des gesamten Vermögens der Sportschützen auf den PSV im Wege der Gesamtrechtsnachfolge unter Auflösung ohne Abwicklung der Sportschützen vorgenommen wird. Den Vereinsmitgliedern der Sportschützen wird eine Mitgliedschaft im PSV gewährt (s. § 2 UmwG).
Am 02.09.2022 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Polizei-Sportvereins Eutin dies beschlossen:
Die Eutiner Sportschützen von 1954 e.V. verschmelzen mit dem Polizei-Sportverein Eutin. Hierdurch werden die Eutiner Sportschützen mit allen Vereinswerten zu einer Sparte des Polizei-Sportvereins Eutins. Im Vereinsregister werden die Eutiner Sportschützen als eigenständiger Verein am 14. Dezember 2022 gelöscht. Alle Mitglieder der Sportschützen wurden zu Mitgliedern des Polizei-Sportvereins Eutin. Nach mehrjähriger Vorbereitung und coronabedingten Verzögerungen konnte dieser notariell begleitete Schritt nun endlich vollzogen werden.
Anlass waren Demographie bedingte Veränderungen in der Zusammensetzung der Sportschützen, mit denen langfristig eine eigenständigen Fortführung der Vereines nicht aufrecht zu erhalten war. Unter dem Dach des Polizeisportvereins Eutin kann der Schießsport nun sicher weitergeführt werden.
„Ich bin froh, dass wir dies geschafft haben“, sagte der Erste Vorsitzende des Polizeisportvereins Eutin Werner Kaiser am Abend der Veranstaltung im Vereinsheim der Eutiner Sportschützen im Schützenweg 26. Er freue sich, die Verschmelzung der Vereine feiern zu können. Hierzu würden sich auch die neuen Räumlichkeiten trefflich eignen und zu einen gemeinsamen Treffpunkt für alle PSV-Mitglieder machen können.
Für die Sportschützen steht in naher Zukunft eine wichtige Erneuerung an: Der Schießstand wird auf eine multifunktionale Nutzung vorbereitet und mit einer modernen elektronischen Schießanlage ausgerüstet. Hier können die Sportschützen in den Disziplinen Luftgewehr und Luftpistole, sowie Kleinkaliber-Gewehr (in den olympischen Disziplinen, Auflage) trainieren. Trainingszeiten sind zunächst Dienstag und nach Vereinbarung Donnertag von 16 bis 19 Uhr. Ansprechpartner ist Kurt Rockel unter der Nummer 04521 9333.
Jörg Hunke
Letzter Trainingsabend 2022 von PSV und EutSpSch Aktiven (jetzt alle unter einem Dach)
Der Schießstand der Eutiner Sportschützen auf dem Vogelberg heute. Foto WB
Eutiner Sportschützen feierten 60-jähriges Bestehen. Zahlreiche Erfolge und immer wieder Baumaßnahmen prägten das Vereinsleben
Mit einem gemeinsamen Frühstück im Schießstand auf dem Eutiner Vogelberg leiteten die Mitglieder der Eutiner Sportschützen ihre Feier zum 60. Vereinsjubiläum ein. Ein Vortrag und eine Bilderschau aus sechs Jahrzehnten brachte vor allem den jüngeren Mitgliedern die abwechslungsreiche Geschichte näher, an die sich vom Gründungstag an allein nur noch der jetzt 91-jährige Eutiner Gustav Reese als Vereinsgründer erinnern kann. Für seine Treue zu Verein und Verbänden überreichte der jetzige Vorsitzende Jörg Hunke dem damaligen ersten Vorsitzenden der Jahre 1954-1956 die Ehrenzeichen des Norddeutschen und Deutschen Schützenbundes.
Gustav Reese erinnerte an die Ideen aus 1953, als beim Schützenfest der Eutiner Schützengilde Wünsche laut wurden, nicht nur auf den Holzvogel anzulegen, sondern auch wie vor dem Krieg im Eutiner Kleinkaliberschießverein sportlich Schießsport zu betreiben. Am 21. April 1954 fanden sich im „Gasthof Hansa” am Eutiner Marktplatz, dem heutigen „Markt 17”, fünfzehn Interessierte ein und gründeten die Eutiner Sportschützen. Unter Führung des 1. Vorsitzenden, Bierverleger Reese, ging es auf dem Gelände des früheren Volksfestplatzes neben der Kaserne mit einem ersten Schießstandbau los. Im Einvernehmen mit dem Volksfestverein fand dort bereits im Juni ein großes Preisschießen statt. Ziel war bald ein moderner Schießstand auf dem Vogelberg neben dem traditionsreichen Dechantshorst der Eutiner Schützengilde. Gustav Reese erinnert: „Die Sportschützen sollten kein Konkurrenzverein zur Gilde sein, sie wollten sich auf Schießsport konzentrieren.” So entwickelte sich ein freundschaftliches Nebeneinander. Vorstandsmitglied Wilhelm Boller ging in seinem Vortrag auf die zahlreichen Stationen in Eutin ein, an denen die Sportler damals trainieren mussten. Firmenräume der Unternehmen Börck in Neudorf oder Cobobes an der Plöner Straße, Gaststättenräume am Bahnhof und im Neudorfer Hof und auch Kellerräume bei der Bundeswehr dienten als Trainingsstätten.
Von 1956 bis 1966 hatte Rechtsanwalt Egon Knoop die Vereinsgeschicke übernommen, Reese wurde Stellvertreter. In diese Zeit fiel der Bau der 50m-Bahnen für Kleinkaliber und 25 Meter für Sportpistole im Jahr 1960. Die Eutiner Schützengilde verpachtete dem jungen Verein die notwendigen Flächen. Der Quisdorfer Bauunternehmer Erich Reimann leitete als Vorsitzender ab 1966 den großen Schießstandbau mit viel Eigenleistung der Mitglieder und seines Betriebes über neun Jahre von 1973 bis 1982 ein, in der Endabrechnung für zehn 50m-Schießbahnen und Schützenhaus stand die Bausumme 380.000 Mark. Als sein Nachfolger führte von 1980 bis 2006 Wilhelm Boller die Sportschützen, fast die gesamte Amtszeit über standen Diether Boekholt, fest zehn Jahre Friedrich Knutzen, an seiner Seite. 1988 überdachte der Verein mit einem Wert von 80.000 Mark den Sportpistolenstand, aus Rücksicht auf die Vogelberganlieger.
Der überraschende Olympiasieg in Atlanta 1996 durch Christian Klees im KK-Liegendschießen mit Traumringzahl von 600 bereits im Vorkampf brachte einen Mitgliederanstieg, besonders im Jugendbereich. Notwendig war bald ein Anbau, der von 1999 bis 2001 für gut 320.000 DM verwirklicht werden konnte.
Sportlich spielten die Eutiner Sportschützen schon bald nach Gründung im damaligen Kreisschützenverband Eutin und im Bezirk Lübeck eine führende Rolle. Neben den zahlreichen Klees-Erfolgen gab es deutsche Meistertitel durch die Nachwuchsschützen Oliver Strugies und Kristina Hunke, den über Jahrzehnte erfolgreichen Karl-Heinz Mohr und bis in die jüngste Zeit mit zweimal Bronze durch Ulrich Schütt. Die Luftgewehrschützen schossen in der alten „Bundesliga” und konnten sogar 2002 für ein Jahr in der neuen Bundesliga des Deutschen Schützenbundes Oberhausluft schnuppern. Immer wieder gelingt der Luftpistolenmannschaft der Sieg in der Verbandsliga Schleswig-Holstein, von der II. Bundesliga wird immer noch geträumt.
Die Fotoschau dokumentierte auch die Jugendarbeit, die nach guten Jahren jetzt wieder eine Auffrischung verdient. Zu kurz kommt auch der Breitensport nicht, das leicht zu erlernende Auflageschießen mit Luft- und Kleinkalibergwehr hat sportlich zu mehr Leben im Schießstand geführt. Betrüblich sei derzeit nur der Mitgliederrückgang auf derzeit unter hundert. „Wir müssen dagegen jetzt wirklich aktiv werden, die enormen Unterhaltungskosten der vereinseigenen Schießsportstätte mit den immer höheren Sicherheitsanforderungen erfordern neben Arbeit auf viele Geldmittel”, sagt Vorsitzender Jörg Hunke, seit 2006 im Amt. Er freute sich über neue Eintritte in den letzten Wochen und warb für Interessenten aller Altersklassen, sich dienstags und donnerstags ab 18 Uhr das Vereinsleben anzuschauen. „An unserem Tag der offenen Tür gestern hatten wir wohl einfach zu gutes Wetter, aber immerhin haben sich einige Eutiner die Palette des Schießsports angesehen. Und sie wollen wiederkommen!” Den Abschluss des Vereinsfestes bildete ein „moderner Dreikampf” ohne Schießen. Mit Pfeilen, Boulekugeln und Gummistiefelweitwurf sollte Geschicklichkeit bewiesen werden, die Preise gewannen Carsten Würz, Friedrich Pietsch und Dennis Hannemann.
Die jungen und älteren Mitglieder hatten sich bei der Jubelfeier noch viel zu erzählen, dazu trugen die bereits 1955 beigetretenen Volker Heymann und Diether Boekholt mit ihren Erinnerungen bei. Gründungsmitglied Gustav Reese an Jörg Hunke gewandt: „Das Ziel von vor 60 Jahren, neben dem Gildebrauchtum Schießsport in Eutin zu etablieren, ist hier auf dem Vogelberg erreicht worden. Und das schon berühmte Betriebsmannschaftsschießen, das auf dem Volksfestplatz begann, gibt es jetzt im 56. Jahr auch noch!”
Wilhelm Boller
Pressewart
Gustav Reese wurde 21.4.1954 als Gründer Vereinschef, der jetzige Vorsitzende Jörg Hunke mit Volker Heymann und Diether Boekholt (v. l.), die 1955 Sportschützen wurden. Foto: WB
Große Erdbewegungen waren für den ersten Schießstandbau nötig, der 1960 am Vogelberg entstand. Foto: Archiv
Ein sportlicher Höhepunkt des Vereins war neben dem Olympiasieg von Christian Klees in Atlanta 1996 das einjährige Gastspiel in der Luftgewehr-Bundesliga. (Das Foto zeigt v. l. Peter Thuesen, Birgit Schröder, Frank Hagel, Jeanette Göttsch, Christian Klees und Christian Joite). Foto: WB